Ein kleiner Irrtum am Anfang
Karl Marx und die Arbeitsteilung
Fluch und Segen?
Karl Marx; Die deutsche
Ideologie; 1845/46
(Das an verschiedenen Stellen von Mäusen zerfressene Manuskript
wurde zum ersten Mal vollständig in der Marx-Engels-Gesamtausgabe,
Berlin und Wien 1932 veröffentlicht):
" ... Sowie nämlich die Arbeit verteilt zu werden anfängt,
hat jeder einen bestimmten ausschließlichen Kreis der Tätigkeit,
der ihm aufgedrückt wird, aus dem er nicht heraus kann; er ist Jäger,
Fischer oder Hirt oder kritischer Kritiker und muss es bleiben,
wenn er nicht die Mittel zum Leben verlieren will - während in
der kommunistischen Gesellschaft, wo jeder nicht einen ausschließlichen
Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige
ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt
und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu
tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht
zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust
habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden...."
Weiter im Text:
"... Was sich die Knechte der Teilung der Arbeit, die
Richter, und nun gar die professores juris dabei einbilden, ist höchst
gleichgültig."
Karl Marx im "Manifest
der kommunistischen Partei" 1848 :
"... Die Arbeit der Proletarier hat durch die Ausdehnung
der Maschinerie und die Teilung der Arbeit
allen selbständigen Charakter und damit allen Reiz für den
Arbeiter verloren....
... Er (Sismondi/gpl) wies unwiderleglich die zerstörende
Wirkungen der Maschinerie und der Teilung der Arbeit
nach, die Konzentration der Kapitalien und des Grundbesitzes, die Überproduktion, die Krisen, den notwendigen Untergang der
kleinen Bürger und Bauern, das Elend des Proletariats, die
Anarchie in der Produktion, die schreienden Missverhältnisse in
der Verteilung des Reichtums, den industriellen Vernichtungskrieg
der Nationen untereinander, die Auflösung der alten Sitten, der
alten Familienverhältnisse, der alten Nationalitäten."
1875
Letzte Äußerung von Karl Marx zur
Arbeitsteilung in der
"Kritik des Gothaer Programms" anlässlich der
Vereinigung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) mit
dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) zur
Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) vom 22. Mai bis
27. Mai 1875 in Gotha.
"... In einer höheren
Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende
Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit,
damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit
verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben,
sondern selbst das erste Lebensbedingung geworden; nachdem mit
der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte
gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen
Reichtums voller fließen - erst dann kann der enge bürgerliche
Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft
auf ihre Fahne schreiben: jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem
nach seinen Bedürfnissen! ... "
Sein enger Freund Friedrich
Engels schreibt ebenso noch 1878 in Herrn Eugen Dührings
Umwälzung der Wissenschaft:
"...Gegenüber den Grundgedanken selbst der tollkünsten
Phantasien des "Idioten" Fourier, gegenüber selbst den dürftigsten
Ideen des "rohen, matten und dürftigen" Owen steht der selbst
noch ganz unter die Teilung der Arbeit geknechtete Herr Dühring
da wie ein vorlauter Zwerg..."
1917 schreibt Lenin in
Staat und Revolution :"... wie schnell es zur
Aufhebung der Arbeitsteilung, zur Beseitigung des Gegensatzes von
geistiger und körperlicher Arbeit ... führen wird, das wissen
wir nicht und können wir nicht wissen."
Darin Lenin auch: "Die gesamte Gesellschaft wird
ein Büro und eine Fabrik mit gleicher Arbeit und gleichem Lohn
sein."
Also, der Kommunismus ein irdisches Paradies, in dem jede Form der Arbeitsteilung abschafft ist?
Ca. 100 Jahre nach der Deutschen Ideologie und ca. 30 Jahre nach Lenins Tod schreibt Alexander Solschenizyn in seinem dokumentarischen Werk "Der Archipel GULAG" (Bd.1; S.80) Über das sowjetische Arbeitslagersystem auf dem Weg zum Kommunismus:
"...
die Arbeitsteilung war geblieben: Gefängniswagen in der Nacht,
Demonstrationen am Tag."
Der
kleine Irrtum am Anfang
Karl Marx
Das
Kapital Bd. I
1867
Aus dem Vorwort:
"....Aller Anfang ist
schwer, gilt in jeder Wissenschaft. Das Verständnis des ersten
Kapitels, namentlich des Abschnitts, der die Analyse der Ware
enthält, wird daher die meiste Schwierigkeit machen. Was nun näher
die Analyse der Wertsubstanz und der Wertgröße betrifft, so
habe ich sie möglichst popularisiert. Die Wertform, deren fertige Gestalt die Geldform, ist
sehr inhaltslos und einfach.
Dennoch hat der Menschengeist sie seit mehr als 2000 Jahren
vergeblich zu ergründen gesucht, während andrerseits die
Analyse viel inhaltsvollerer und komplizierterer Formen
wenigstens annähernd gelang. Warum? Weil der ausgebildete Körperr
leichter zu studieren ist als die Körperzelle.
Bei der Analyse der ökonomischen Formen kann außerdem weder das
Mikroskop dienen noch chemische Reagentien. Die Abstraktionskraft
muss beide ersetzen. Für die bürgerliche Gesellschaft ist aber
die Warenform des
Arbeitsprodukts oder die Wertform
der Ware die ökonomische Zellenform.
Dem Ungebildeten scheint sich ihre Analyse in bloßen
Spitzfindigkeiten herumzutreiben. Es handelt sich dabei in der
Tat um Spitzfindigkeiten, aber nur so, wie es sich in der
mikrologischen Anatomie darum handelt.
Mit Ausnahme des Abschnitts über die Wertform
wird man daher dies Buch nicht wegen Schwerverständlichkeit
anklagen können. Ich unterstelle natürlich
Leser, die etwas Neues lernen, also auch selbst denken wollen...."
( Hervorhebungen von mir/GPL)
Der irrtümliche Anfang:
Die Wertform, die ökonomische Zellenform, ist genauso inhaltlos und einfach wie die Körperzelle!
Doch ausgerechnet nur dieser Abschnitt über die inhaltlose und einfache Wertform am Anfang seines ökonomischen Hauptwerkes von fast tausend Buchseiten kann wegen Schwerverständlichkeit angeklagt werden???
Und Marx hat ja
recht, denn die Gleichung "x Ware A = y Ware B" ist
genau so falsch wie die "1 Birne = 2 Äpfel". Wenn zwei ökonomische Zellen (Wirtschaftseinheiten) etwas Ungleiches
austauschen und beispielsweise dabei argumentieren: Meine eine
Birne ist mir im Austausch zwei Äpfel wert, ist dass noch lange
kein Beweis von Gleichheit! Dahinter verbergen sich wechselseitig
mehr oder weniger unbewusst nichts anderes als je eine Kosten/Nutzen-Rechnung
zweier ökonomischer Zellen oder auch relativ selbständiger
Wirtschaftseinheiten.
Richtig ist allerdings die Marx'sche Annahme, dass sich dahinter
(hinter der Ungleichung "x Ware A gegen y Ware B")
etwas Gleiches verbergen könnte!
Und dass hat er schon vorher auf den ersten Seiten seines
Hauptwerkes "entdeckt" - nämlich: "Der Wert
einer Ware verhält sich zum Wert jeder andren Ware, wie die zur
Produktion der einen notwendigen Arbeitszeit zu der für die
Produktion der anderen notwendigen Arbeitszeit."
Wer aber diese unbewiesene Behauptung einfach hinnimmt, ohne sich
die Mühe zu machen seinen eigenen Verstand zu nutzen und das zu
überprüfen, der ist schon verloren, denn er begibt sich auf
einen Weg, dessen kleiner Irrtum am Anfang am Ende zu einem
großen
wird.
Wenn wir uns aber
einen arbeitsteiligen Anfangszustand vorstellen, können wir
beliebige, also auch die Aufwandswerte des Ricardo-Modells übernehmen.
Wichtig aber ist als erster Schritt, dass nicht
Durchschnittswerte von mehr als zwei Wirtschaftseinheiten übernommen
werden. Nur so können wir überprüfen ob die Marx'sche
Behauptung wirklich richtig ist.
Bereits bei der Suche nach dem Grundgesetz der optimalen
Zweiteilung war schon mittels der Vergleichsrechnung des Ricardo-Modells
festgestellt worden,
dass das durchschnittliche Aufwandsverhältnis von Tuch zu Wein 95 / 100 = 0,95 beträgt. Dieses dann im Austauschmodus "1 Einheit Tuch gegen 0,95 Einheiten Wein" zu benutzen, erzeugt zwar unmittelbar absolut gleiche Einsparungen von je 14 Aufwandseinheiten aber keine Gleichheit der notwendigen Arbeitszeiten der arbeitsteilig erwirtschafteten und ausgetauschten Warenmengen! Doch beim relativen Vergleich der unmittelbar anfallenden Einsparungen wird deutlich, dass die wirtschaftlich schwächere Einheit (hier England) mit diesem Durchschnittswert prozentual benachteiligt wird. Anders sieht es dagegen aus, wenn nicht mit dem arithmetischen sondern mit dem geometrischen Mittelwert der beiden Aufwandsverhältnisse gehandelt wird.
Bei der so entstandenen relativen Gleichheit der Einsparungen sind beide Gesamteinsparungen angestiegen. Der scheinbar größere Anstieg der absoluten Gesamteinsparung kann irre führen. Zur Verdeutlichung braucht man das Modell nur entsprechend zu variieren - beispielsweise deutlich den Unterschied zwischen den Produktivitätsniveaus der beiden Wirtschaftseinheiten bei WE2 von 90/80 auf 9/8 zu verändern:
Man kann hier rein
rechnerisch sehen, dass auch ein Austausch-Vorschlag mit "gesellschaftlich
notwendigen" also Durchschnittswerten (109/128
= 0,85...) zu handeln, einen "Bärendienst" für die wirtschaftlich schwächere Einheit bedeutet und letztlich nur
die produktivere "profitieren" würde. Diese
Erscheinung setzt sich bei jeder beliebigen anderen
Aufwandskonstellation fort.
Im Gegensatz dazu erzeugt wieder die Verwendung des Geometrischen
Mittels der beiden selbstversorgenden Aufwandsverhältnisse als
Tauschfaktor "x" die relativer Gleichheit der
Einsparungen und keine Bevorzugung des wirtschaftlich stärkeren
Partners (WE2) sowie Benachteiligung des wirtschaftlich schwächeren
Partners (WE1).
Außerdem ist der relative Gesamtgewinn an Aufwandseinsparung nicht mehr steigerungsfähig, denn er hat mit dem Geometrischen Mittel (GM) sein Maximum erreicht (xGM ist in der Vergleichsrechnung auf zwei Stellen hinter dem Komma gerundet).
Selbst dann, wenn beispielsweise die direkte arbeitsteiligen Aufwands-Gleichheit analog nach Marx: "Der Wert einer Ware verhält sich zum Wert jeder andren Ware, wie die zur Produktion der einen notwendigen Arbeitszeit zu der für die Produktion der andren notwendigen Arbeitszeit" angestrebt wird, ergibt sich kein besseres sondern ein weitaus schlechteres Ergebnis (Nun wieder mit den Ricardo-Zahlen, obwohl beliebig andere auch möglich sind):
Wenn also nach dem Verhältnis
100/80 Wirtschaftseinheit1 Tuch gegen Wein der Wirtschaftseinheit2
austauscht, benötigen beide für die entsprechenden Mengen den
gleichen Aufwand von je 100 Einheiten. Auf den ersten Blick,
unvollständig betrachtet, mag diese Gleichheit gerecht
erscheinen. Sobald man aber die arbeitsteilig zwangsläufig
anfallenden Einsparungsgewinne (absolut und relativ) mit in die
Untersuchung einbezieht, dann wird der ökonomische Unsinn dieser
"Gleichheit" deutlich.
Ebenso unsinnig wäre es andererseits auch, wenn vielleicht die
Gleichheit der selbstversorgenden Aufwendungen durch den
Austauschfaktor x = 90/120 = 0,75 erzeugt werden sollte.
Im Vergleich der bisherigen
Möglichkeiten ist nach wie vor der Austausch der beste, bei dem
die relativen Einsparungen beider Wirtschaftseinheiten gleich groß
sind und bei dem außerdem der relative Gesamtgewinn an
Aufwandseinsparung maximal ist.
Doch sind noch zwei andere "Gleichheiten" nicht
uninteressant. Was passiert denn einerseits, wenn das
Aufwandsverhältnis der WE1: 100/120 = 0,83 (auf zwei Stellen hinter dem Komma gerundet) als Tauschfaktor "x" verwendet wird?
Bei Verwendung des eigenen
Aufwandsverhältnisses wird der WE1 kein Gewinn in Form von
Aufwandseinsparung zugeteilt, dafür erhält WE2 einen überhöhten
Anteil des arbeitsteilig zwangsläufigen anfallenden Gewinnes.
Aber der relative Gesamtgewinn ist wieder nicht bei dem maximalen
von 27,86 % (gerundet)!
Bei Verwendung des Aufwandsverhältnisses der anderen
Wirtschaftseinheit (WE2): 90/80 = 1,125 tritt der entgegengesetzte Fall
ein.
Nun ist es WE2, die mit
dem eigenen Verhältnis nur den eigenen Aufwand ersetzt aber
keinen Gewinn zu geteilt bekommt. Den kassiert ungerechter Weise
nun WE1 ab, aber wieder auch zu Lasten des maximal und
optimal möglichen Gesamtgewinnes an Aufwandseinsparungen.
Wenn nun jemand unwissentlich oder vielleicht sogar listigerweise
beiden Wirtschaftseinheiten einredet, ihr beidseitiges
Gewinnstreben sei falsch, dann ergibt sich für den Dritten die Möglichkeit
den zwangsläufig anfallenden arbeitsteiligen Gewinn nur sich
allein zuzuführen. Das war und ist unbewusst wie bewusst auch
eine Form der Ausbeutung!
Bei einer erstmaligen Teilung einer Arbeit zwischen zwei ehemals selbstversorgenden ökonomischen Zellenformen müssen die dabei entstehenden Aufwandseinsparungen in absoluter und relativer Form in die Vergleichsrechnung einbezogen werden, um die bestmögliche Umverteilung ermitteln zu können. Sie ergibt sich, wenn ein Austauschverhältnis benutzt wird, welches relative Gleichheit der unmittelbaren Einsparungen anstrebt. In verallgemeinerter Form also:
Aus dieser Gleichsetzung ergibt sich, dass der dazu notwendige Austauschfaktor "x" das Geometrische Mittel der beiden vorarbeitsteiligen Aufwandsverhältnisse ist:
Das damit tatsächlich auch das Maximum erreicht werden kann, ergibt sich durch Differenzieren der relativen Gesamteinsparung:
Erinnern wir uns an den Marxschen Anfang: "Die Wertform, die ökonomische
Zellenform, ist genauso inhaltlos und einfach wie die Körperzelle".
Ist das also wirklich so?
Die vorangegangenen Untersuchungen ergeben: Weder das ökonomische
Zweiteilungsproblem sowie die Analyse einer Körperzelle, wie
mittlerweile wissenschaftlich erwiesen, sind inhaltlos und
einfach!
Wenn wir nun den
abstrahierten Anfang einer arbeitsteiliger Wechselbeziehung
weiter entwickeln, ergeben sich extensiv betrachtet
mehrere Möglichkeiten. An erster Stelle stehen die Wiederholungen
nach erstmaliger vorteilbringender zweiseitiger Arbeitsteilung.
Erst anschließend sollten die Erweiterungen der Arbeitsteilung
durch Einbeziehung anderen Wirtschaftseinheiten
mit gleichem Produktpaar untersucht werden. Erst danach sollten
nach und nach alle möglichen Güter und Dienstleistungen in die
weitere Analyse einbezogen werden.
Lange vor Beginn der Untersuchung von Wiederholungen
arbeitsteiliger Wechselbeziehungen und ihrer Auswirkungen auf die
daraus resultierenden "Gewinne", steht eine uralte
Erfahrung, nämlich die, dass sich diese in einer arbeitsteiligen
Gesellschaft nicht unbegrenzt steigern lassen. Aber nicht
nur das, sondern ab einem bestimmten Punkt können trotz
zunehmend gesteigerter Anstrengungen nur noch abnehmende "Gewinn"-Zuwächse
erwirtschaftet werden!
Diese Erscheinung findet ihren abstrakten Niederschlag in der aus
dem Grundgesetz der optimalen Zweiteilung einer Arbeit
abgeleiteten Formel der optimalen Aufwandseinsparung:
Ist sie vielleicht die
Grundlage des "tendenziellen Falls der Profitrate"
und der daraus fälschlicherweise entwickelten kapitalistische
Untergangstheorie des Karl Marx?
Um sich dieser Problematik besser annähern zu können, ist es
sinnvoll das bisherige Verhältnis der Verhältnisse (V2/V1) in V1/V2
umzukehren. Durch die weiterbestehende Nebenbedingung "V1 > V2" ist das nunmehrige Verhältnis der Verhältnisse
(VdV) immer größer Eins und die Formel der optimalen
Aufwandseinsparung sieht nun wie folgt aus:
In der folgenden graphischer Darstellung des Einsparungs- bzw. Gewinnverlaufs bei wachsenden VdV = x ist bereits ersichtlich, dass beispielsweise trotz Verdoppelung des Verhältnisses des Verhältnisse (VdV) anscheinend eine gegenteilige Tendenz der Zunahme möglicher Aufwandseinsparungen besteht.
Das lässtt sich am Ricardo-Modell
aber auch mit jedem beliebigen 4-Zahlen-Modell einer erstmaligen
Arbeitsteilung und ihren anschließenden Wiederholungen zeigen.
Aber damit sind aufwendigen Vergleichsrechnungen verbunden, die
neben den vier Grundrechenarten außerdem noch das
Quadratwurzelziehen mit relativ großerr Genauigkeit beinhalten.
Dank heutiger elektronischer Rechenhilfsmittel ist die Bewältiigung
des mit unserer Untersuchung verbundenen Aufwandes kein großes
Problem.
Ändern wir also das Modell einer erstmaligen arbeitsteiligen
Wechselbeziehung, nehmen beispielsweise die vier ersten natürlichen
Zahlen als Aufwandswerte des ursprünglichen
Selbstversorgungszustandes und simulieren anschließend drei
beidseitige Produktivitätsverdoppelungen durch die Wirkungen von
Wiederholungen der arbeitsteiligen Wechselbeziehungen.
Aus der Tabelle der
Vergleichsrechnungen wird dann sichtbar, dass ab der beidseitigen
2.Verdoppelung der Produktivität nur noch halbierte Zuwächse an
Aufwandseinsparungen erwirtschaftet werden können.
Dieser tendenziellen Fall zusätzlicher Einsparungen und
die daraus resultierenden Gewinne durch Wiederholung und trotz
intensiver Spezialisierung muss aber mitnichten zum allgemeinen
Stillstand arbeitsteiliger Gewinnentwicklung führen sondern
durch immer neue und weitere arbeitsteilige Maßnahmen kann ihm
immer wieder entgegengewirkt werden.
Auch hieran wird sichtbar, dass unser arbeitsteiliges auf vier Zahlen beruhendes Optimierungs-Problem - die ökonomische Zellenform - alles andere als inhaltlos und einfach ist und weder Mikroskop noch chemische Reagentien sondern nur die Abstraktionskraft ( da hat Marx natürlich recht) uns der Lösung näherbringt. Doch, um das zu zeigen, sind aufwendige Vergleichsrechungen notwendig, die allerdings in unserer Zeit im Gegensatz zu damals vor über einhundert Jahren mit den hier gezeigten Formeln und der heutigen elektronischen Technik relativ schnell erstellt werden können.
Nun kann eingewendet werden:
Ja, das mag vielleicht alles bei erstmaliger Arbeitsteilung
richtig sein. Aber diese Anfangsstufe ist doch lange lange vorbei!
Am ganzen Körper, der entwickelten arbeitsteiligen Gesellschaft,
muss analysiert werden!
Dieser Sprung ist zu groß und kann deshalb in die Irre führen.
Der logische nächste 2. Schritt ist also der, bei gleichem
Produktpaar immer mehr Wirtschaftseinheiten in die vergleichende
Untersuchung einzubeziehen!
Daraus ergeben sich kombinatorische Probleme, die, der besseren
Übersichtlichkeit wegen, erneut mathematisch verallgemeinert
werden können. Auch an ihnen lassen sich die Marx`schen
Behauptungen zum wertgleichen Austausch erneut als nicht zum
Optimum führend darstellen.
Mehr dazu im nächsten Abschnitt